Okay, das mit dem strahlenden Winterwetter hat sich inzwischen für heute als Illusion herausgestellt. Ein einzelner Sonnenstrahl, der zu Kaffee und Zeitung in meine morgendliche Medienaufbereitungs-Küche gespiegelt wurde, hatte mich getäuscht. Dann zog die Wolkendecke, die die Stadt seit Wochen gefangen hält, wieder zu. Passt auch besser zu einem Tag, der im Zeichen des Auschwitz-Gedenkens steht. Heute vor 67 Jahren haben die Truppen der Roten Armee das Lager befreit und damit dieser Zeit der Finsternis ein Ende bereitet.
Dafür sieht Andreas Zumach in seinem Kommentar in der taz (Bellende Hunde beißen) einen weiteren düsteren Sommer auf die Welt zukommen, wenn in den Wahlkämpfen in den USA, Frankreich und dem Iran die Kriegsgefahr durch allzu lautes innenpolitisches Säbelrasseln auf allen Seiten angeheizt wird, wo derzeit ein Funke reicht, um den nächsten Welt-Brand auszulösen. „Die Lage war noch nie so ernst“, sagt er. Wohl nicht zu unrecht.
Mehr als ein Wort zur Finsternis – auch eins der besten Bücher aller Zeiten. (c) H. Heiland
Dagegen mutet eine kleine Meldung in ihrer Skurilität fast wieder heiter an, lässt zumindest den alten JLG einmal mehr als den dastehen, der er schon immer war: ein Seher, weit über das mit Augen Erfassbare hinaus. Der erste Akt seines „Filme Socialisme“ wurde demnach auf der Costa Concordia gedreht. Europa als sinkendes Schiff.
Und zum Abschluss dann doch noch etwas Sonnigeres: Nach allem Gentrifizierungsgeschrei der letzten Zeit ergreift Michael Müller für SPD und Senat die Initiative zur Rettung der Mieterstadt. Es soll eine neue Verordnung gegen die Umnutzung von Wohnraum zu Ferienwohnungen in der Innenstadt auf den Weg gebracht werden (die letzte wurde 2006 gekippt) – und den Mieterhöhungsbestrebungen der sechs verbliebenen städtischen Wohnungsbaugesellschaften will er ebenfalls einen Riegel vorschieben. Ob eines Tages doch noch alles gut wird und Vernunft sich durchsetzt? Wir werden sehen.