Samstag, 4. Februar 2012

Licht. Am Ende einer Woche voller Arbeit, Troubleshooting in der Agentur (die nicht mehr meine ist) und der Notwendigkeit von Getränken später fällt auf: Man könnte ja auch anders leben. Hans Weingartner empfiehlt in seinem neuen Film, wenn ich das richtig verstanden habe, den Rückzug in den Wald. Übergangsweise zumindest. Warum nicht?

 

bäume beschleunigt

Wald muss nicht langsam sein. (c) H. Heiland

 

Seine Filme sind jetzt nicht mein Fall, aber das Thema, anders leben zu wollen, blobt in letzter Zeit allerorten auf (und das lässt sich wohl tatsächlich nur in diesem Slang so schön sagen). N. aus dem Café, die uns bisher morgens zum Heißgetränk über Neues aus dem Noise informiert hat, hat gekündigt und sagt, dass sie noch keine Ahnung hat, was sie machen will. Etwas anderes. Erstmal nachdenken. H. ist im letzten Herbst auf Teneriffa gewesen und hat ihr Herz für die Insel und ihre dortige „Familie“ entdeckt. Noch in der ersten Jahreshälfte will sie auswandern. Einen Job mit Kost und Logis gibt es für sie schon. Und nach neuen Jobs schaut sich sowieso auch ansonsten jede/r um. Das muss mit dem Erreichen der Lebensmitte zu tun haben. Oder mit der Unerträglichkeit des Kapitalismus als solchem?

Darkness. Auch unerträglich: Shooting Dogs. Lief neulich im Fernsehen. Der schnellste Genozid der Geschichte, dessen Auslöser die Ermordung des Präsidenten Juvénal Habyarimana, eines Hutu, durch Raketenbeschuss auf sein im Landeanflug auf Kigali befindliches Flugzeug war. Abgeschossen wurde die Rakete aus einem Lager seiner eigenen Präsidentengarde, wie ein neuer französischer Untersuchungsbericht im letzten Monat enthüllte. Damit entkräftete er die vorherige, bequemere und ebenfalls durch französische Berichte gestützte These, Tutsi-Rebellen seien die Mörder gewesen. Den mindestens 800.000 Opfern von Volksverhetzung gepaart mit Macheten hilft die neue Erkenntnis 18 Jahre später wenig, für Europa und Frankreich ist sie eine peinliche Episode mehr in der Jahrhunderte andauernden Unterdrückungs- und Abhänigkeitsgeschichte, die beim Völkermord in Wegsehen, Verschleiern und Mitmachen einen weiteren Höhepunkt gefunden hat.