Wes Andersons neuster Wurf wird von großen Teilen der Kritik nicht mehr geliebt. Zu sehr sei sein Stil zur Marke geworden, zu wenig Leben entwickle sich in der pastellfarbenen Stadt in der Wüste. Gleichzeitig wird ihm vorgeworfen, dass er sich in einem Dschungel aus Selbstzitaten verhake, seine Themen überintellektualisiere und es einer KI mit Leichtigkeit gelänge, die Anmutung seiner Filme zu kopieren. Immerhin für den letzten Vorwurf gibt es in der Tat ein hübsches Beispiel.

So darf man das Bild natürlich eigentlich nicht beschneiden: Scarlett Johansson als Midge Campbell in Asteroid City. Foto: Courtesy of Pop. 87 Productions/Focus Features

Einige behaupten gar, am Ende bleibe nichts an Film und Figuren in Erinnerung, das emotional berühren könne. Eine gewohnte Rezeptur drohe in Leerlauf abzugleiten. Zu den wenigen, die Anderson nicht nur zugestehen, seine Filmkunst bis zum neuen Meisterwerk stetig weiter verfeinert zu haben, gehört glücklicherweise Manohla Dargis in ihrer Review für die New York Times. Sie hebt hervor, dass der Regisseur und Autor nicht nur durch alle Stilisierungen und ineinander verschachtelten Erzählperspektiven immer wieder auch die Schrecken der Welt thematisiert, die seine Figuren gesehen haben. Sie erkennt im Umgang mit diesen Schmerzsymbolen auch die Einladungen an andere und das Publikum, Mitgefühl zu entwickeln. Was durchaus einen politischen Ansatz beschreibt – und Wirkung entfaltet.

In vielen Dialogen zwischen ganz unterschiedlich Gebeutelten – zerstörten potenziellen Liebenden, Kindern und Eltern, heranwachsenden Genies – entsteht große Tiefe. Und es ist das wirklich Begeisternde an der Kunst Andersons, dass diese sich dadurch, dass sie gebrochen und auf verschiedene Ebenen filmischer Realität verteilt dargeboten wird, eben genau nicht abnutzt, sondern im Gegenteil potenziert. Zumindest für die, die Antennen dafür haben. (Im deutschen Sprachraum ist da immerhin Andreas Köhnemann zu nennen, der für Kino-Zeit eine lesenswerte Kritik verfasst hat.)

Und: Auf verrückte Weise komisch ist das alles selbstverständlich auch. Und tieftraurig. Und existenziell. Und und und.