In ihrer 57. Ausgabe sind die Internationalen Hofer Filmtage längst eine Institution im deutschen Festivalbetrieb. Gern wird in den Moderationen darauf hingewiesen, wer hier alles schon frühe Filme vorgestellt hat – und wiedergekommen ist. In der Tat gleicht die Liste der bisherigen Partizipant:innen einem Who’s who der nationalen Filmproduktion. Fast genauso wichtig ist aber, dass alle regelmäßig aufstehen und einander umarmen. Denn das Kino – „die einzige Sucht, die sich lohnt“, wie der künstlerische Leiter Thorsten Schaumann immer wieder in Erinnerung ruft – erlebt man nun einmal gemeinsam.

Tatsächlich liegt der Charme der Filmtage darin, dass sie mehr als andere Festivals die Möglichkeit bieten, ungezwungen ins Gespräch zu kommen. Rund um die Premieren und Preisverleihungen, die Clubgespräche in der Bürgergesellschaft und die „Blauen Stunden“ und Partys im Galeriehaus trifft man zu jeder Tageszeit auf austauschhungrige Filmschaffende, Verleih- und Redaktions-Menschen sowie Kritiker:innen.

Der Kritikerpreis für das beste Langilmdebüt, über den ich mitentschieden habe, ging in diesem Jahr für die versierteste Regie an Robert Gwisdek und „Der Junge, dem die Welt gehört“ und für die beste Produktion an den thematisch wie stilistisch überzeugenden Beitrag „Å Øve“ von Laurens Pérol. Von beiden wird man noch hören.

Weitere Empfehlungen: „Wald“ von Elisabeth Scharang (Österreich 2023, 100 min) und der Gewinner des Kurzfilmpreises „Verrücktes Blut“ von Can Tanyol (Deutschland 2023, 18 min)

Ebenfalls ausgezeichnet: Pauline Schläger mittellanger Film „Dann lieber sterben“ (Deutschland 2023, 56 min) mit Matti Schmidt-Schaller – eine Entdeckung.

Zum Schluss wenigstens eine lobende Erwähnung für beherztes Vorgehen und schräg-herzlichen Humor für Tim Kochs „Plünderich“.