Gestern Abend doch noch „Megalopolis“ geschaut, das Alters- und Großwerk von Francis Ford Coppola. 40 Jahre hat er, vom Beginn der ersten Drehbuchfassung 1983 bis heute, daran gearbeitet, heißt es. Und wie schon bei „Apocalypse Now“ (1979) ist er dabei an die Grenzen des Machbaren gegangen – gerade auch ökonomisch. In diesem Fall hat er, wie vielfach kolportiert, einen seiner kalifornischen Weinberge verkaufen müssen, um die Finanzierung zu stemmen. Der Arme!
Und natürlich kann man sich dem Charme des Films, der in goldenes Licht getaucht zwischen Kinonostalgien und Lichtgestalten-Futurismus, zwischen Harold Lloyd-Slapstick und Fellini-Träumerei, Dystopie und der Hoffnung auf den Sieg des Guten im Menschen und in der Welt hin- und herpendelt, über weite Strecken nicht entziehen.
Wären da nicht die pathetischen Subtextdialoge der Figuren, die vom – spärlichen – Publikum absolut verständlicher Weise mit Giggeln und Gelächter quittiert werden. Wäre da nicht die zu Grunde liegende Altmännerphantasie von Frauen als entweder Heiligen oder Huren: mit der zugehörigen Idee der Bestrafung letzterer, die bezeichnender Weise zum einzig im Bild gezeigtem Mord im Film führt.
Vielleicht ist es nicht wichtig, dass es für viele der Zutaten im Film andere Beispiele gibt, die besser funktionieren: France als aufstiegs- und aufmerksamkeitssüchtige Medienprofessionelle in Bruno Dumonts gleichnamiger Farce etwa; oder Szenen eines sich formierenden Mobs und Bilder vom gewaltvoll aufsteigenden Politclown in „Joker“; von der Vernachlässigung des zerstörerischen Satelliteneinschlags in die Stadt und seiner Auswirkungen gar nicht zu reden. (Und erst recht nicht von den oberlächerlichen Inschriften, die den fragwürdig philosophischen Gehalt der Fabel noch einmal in Stein und in die Köpfe der Zuschauer:innen schlagen wollen.)
Am schlimmsten aber ist, dass das Vermächtnis eines wirklich visionären Filmemachers in weiten Teilen daherkommt wie ein Werbefilm aus dem Silicon Valley. Als Erläuterungsshow eines Schöpfergenies, das sein neues Produkt zur Errettung der Menschheit präsentiert. Mit playfulness galore.