Seit gestern ist Donald Trump zum zweiten Mal als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Ein Meilenstein auf dem Weg in die Finsternis? Wahrscheinlich. Wenn der Staat sich – nicht nur in der MAGA-Zone – auf die Seite des völkischen Empfindens, der Ausgrenzung und der Oligarchen stellt, verliert auch die Kultur mehr und mehr ihre Bedeutung als Ort zivilgesellschaftlicher Aushandlungsprozesse und Kitt eines möglichen fraktionenübergreifenden Zusammenhalts. Darin kann man etwa Georg Seeßlens Einschätzung folgen.
Dennoch bleibt vielen Beobachter:innen von Inauguration und Antrittsinszenierung ob der grimmigen Entschlossenheit, mit der von Anfang an durchregiert werden soll, wenig mehr als heilloser Schrecken. Unter anderem die Presseschau am Vormittag im Deutschlandfunk wird auf absehbare Zeit wieder zum akkustischen Spießrutenlauf werden. Was also tun mit der Erkenntnis, dass sich alles ganz manifest so unschön gestaltet, wie man es schon immer geahnt und abgeleitet hat?
Vielleicht sollte man vor allem vermeiden, sich verrückt machen zu lassen. Das ist zwar leichter gesagt als getan, aber gerad im Augenblick geht es wohl vor allem darum, sich auf eigene Kernkompetenzen zurückzuziehen, statt immerzu am großen Ganzen der Weltlage zu verzweifeln. Wo sich fürs Erste wenig ändern lässt, ließe sich zunächst unter anderem auf das Aufblühen neuer Formen von wildem Protest, Subversion und Eskapismus und ihre Förderung setzen.
Das kann ja auch erst mal wenig durchdacht beginnen. Zum Beispiel mit einem Kinobesuch bei KNEECAP, der diese Woche startet. „Rated R for sex scenes, profanity, drug use and violent archival footage“, wie aus der New York Times zu erfahren ist, handelt es sich um das fiktional ausgeschmückte Porträt des gleichnamigen Belfaster HioHop-Acts. Es geht um jugendliche Rebellion durch Dichtung gegen den Status quo (immer eine gute Sache!), Drogen, Sex, die irische Sprache, Drogen, Aufbegehren, verhärtete Fronten im Konflikt der Alten, Schlägereien, Gewalt, Dummheit, einen musizierenden Irischlehrer, Drogen und Sex.
Ob das, immerhin unter Partizipation Michael Fassbenders, weiterführt? Kaum. Aber es rüttelt stellenweise unterhaltsam durch und lenkt ab. Und einige Hooks und Rhythmen bleiben im Kopf. Das ist doch schon mal was.

KNEECAP (105 min. Irland 2024). Regie: Rich Peppiatt mit: Mòglaí Bap, Mo Chara, DJ Próvaí, Michael Fassbender u. a.