Michail Lockshins DER MEISTER UND MARGARITA ist in seiner Feier des Eigensinns so etwas wie der Film der Stunde. Wie die Romanvorlage plädiert er dafür, sich in Zeiten der Totalitarismus nicht davon verrückt machen zu lassen, ob das, was man tut, Anerkennung finden oder einen geradewegs in Bedrängnis bringen wird. Vielmehr gehe es darum, mit dem weiterzumachen, woran man glaubt.

August Diehl als Woland im Moskau der Stalin Ära. Bild: (C) capelight pictures

Die vielschichtige Geschicht nachvollziehbar zu erzählen, ohne ihr die Wildheit zu nehmen, gelingt Lockshin dank kluger erzählerischer Entscheidungen und eines grandiosen Darstellerensembles. Und mit allen Mitteln der Tricktechnik, die Geld in Verbund mit filmtechnischer Professionalität ermöglicht; auch wenn es (in Teilen) aus den Fördertöpfen eben jenes Staates stammt, der in seinen grotesken Hierarchien und Racketstrukturen bloßgestellt werden soll.

Untergrund und Teufel

Zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in die Kinos gekommen, wurde der Film, ohne den Namen des Regisseurs zu nennen, der das Land als Regime- und Kriegskritiker Ende 2021 verlassen hatte, wohl vor allem durch Mundpropaganda zum Kassenschlager in Putins Reich. Damit wiederholte er in gewisser Weise die Wirkgeschichte des Romans. Dieser wurde ein Vierteljahrhundert nach dem Tod seines Autors veröffentlicht, die zensierten Teile fanden zunächst als Samisdat Verbreitung. Was den Ruhm von Bulgakows Werk letztlich nur mehrte und seine Bedeutung steigerte – so dass sich auch aktuell eine Verfilmung wohl nicht ohne weiteres verbieten ließ.

Wer das Buch kennt, wird anfangs vielleicht auf den ikonischen Auftritt Wolands, wie der an Goethes Mephisto aus dem Faust modellierte Teufel hier heißt, warten. Aber er kommt – mit allem, was dazugehört: Geplänkel, Disput, Technik und Grausamkeit.

Auf Kunst + Film gibt es ein Interview mit dem Regisseur.

DER MEISTER UND MARGARITA (Russland 2024, 157 min), Regie: Michail Lockshin mit August Diehl, Jewgeni Zyganow, Julija Snigir u. a.