
Fallen, stürzen, zweifeln
„Anatomie eines Falls“ von Justine Triet hat bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Nicht zuletzt wohl deshalb, weil Sandra Hüller in der Rolle der undurchschaubaren Protagonistin, die Triet ihr auf den Leib geschrieben hat, in jeder Hinsicht überzeugt. Aber auch zu Fragen von Wahrheit, Wahrhaftigkeit und den Voraussetzungen künstlerischer Produktion hat der Film einiges zu erzählen. Mehr lesen

Den Nachwuchs umarmen
In ihrer 57. Ausgabe sind die Internationalen Hofer Filmtage längst eine Institution im deutschen Festivalbetrieb. Gern wird in den Moderationen darauf hingewiesen, wer hier alles schon frühe Filme vorgestellt hat – und wiedergekommen ist. In der Tat gleicht die Liste der bisherigen Partizipant:innen einem Who’s who der nationalen Filmproduktion. Fast genauso wichtig ist aber, dass alle regelmäßig aufstehen und einander umarmen. Denn das Kino – „die einzige Sucht, die sich lohnt“, wie der künstlerische Leiter Thorsten Schaumann immer wieder in Erinnerung ruft – erlebt man nun einmal gemeinsam. Mehr lesen

Letzte Worte des Boss of it All?
Mit „Geister – Exodus“, ab 26. Oktober in Spezialvorstellungen zu Halloween in ausgewählten Kinos, schließt Lars von Trier nicht nur seine „Riget“-Serie (in Deutschland als „Kingdom – Hospital der Geister“ ausgestrahlt) ab, mit deren ersten beiden Staffeln er in den 90er-Jahren Fernsehgeschichte geschrieben hat. Vielmehr kreist der an Parkinson erkrankte Regisseur damit ein weiteres Mal – wie bereits in seinem letzten Film, der verdrießlichen Serienmörder-als-Künstler-Parabel „The House That Jack Built“ von 2018 – ums eigene Werk und dessen Bedeutung. Mehr lesen
Ich glotz TV
Wes Anderson mit gleich vier – kürzeren und kurzen – Roald-Dahl-Filmen auf Netflix, „Saint Omer“ und „Die Frau im Nebel“ bei Mubi. Sieht aus, als machten sich diesen Herbst Screeningdienst-Abos bezahlt. Vor allem aber, weil man auch Perlen wie „Aftersun“ noch mal schauen kann. Mehr lesen
Kein Vorwärtskommen im Wahnsinn der Gefühle
Wem’s zu gut geht, der muss sich und seinem Umfeld selbst die existenziellen Probleme bereiten, ohne die es dem Leben an der nötigen Würze fehlen würde. Dabei geht es um viel mehr als bloßen Narzissmus. Es geht nämlich um sozusagen alles: Denn das eine haben zu können, darf für einen Charakter, wie ihn Franz Rogowski im aktuellen Film von Ira Sachs gibt und der in seiner Betonköpfigkeit vielen aus den so genannten Szene-Vierteln der Republik mit ihren SUV-fahrenden Macher-Persönlichkeiten bekannt vorkommen dürfte, keinesfalls bedeuten, auf das jeweils andere verzichten zu müssen. Mehr lesen

Der Horror der Jugend
Wie bei vielen Filmen des Horrorgenres muss man auch bei „Talk to Me“ der australischen Brüder Philippou die Pille einer recht läppischen Geistergeschichte schlucken. Dann aber erzählt er auf alles andere als läppische Weise von den Schrecken, die zum Leben als Jugendliche:r im Zeitalter sozialer Medien gehören. Mehr lesen

Verzehrende Leidenschaft für Verbrenner
„Rodeo“, der Debutfilm der französischen Regisseurin Lola Quivoron, rückt seinem Publikum von der ersten Einstellung an auf den Leib. Ganz nah bleibt die Kamera an der hitzköpfig impulsiven Protagonistin, umkreist sie und hat doch Mühe, die junge Frau mit ihrem fanatischen Motoren-, Freiheits- und Bewegungsdrang im Bild zu halten. Mehr lesen

Sehen und geschehen lassen
Eltern haften für ihre Kinder. Auch in Kinoerzählungen. Das führt hier wie im echten Leben nicht immer automatisch zu den besten Lösungen. „20.000 Arten von Bienen“ erzählt mit Feingefühl vom Einfinden in die Welt. Mehr lesen

Tief in Asteroid City
Wes Andersons neuster Wurf wird von großen Teilen der Kritik nicht mehr geliebt. Zu sehr sei sein Stil zur Marke geworden, zu wenig Leben entwickle sich in der pastellfarbenen Stadt in der Wüste. Gleichzeitig wird ihm vorgeworfen, dass er sich in einem Dschungel aus Selbstzitaten verhake, seine Themen überintellektualisiere und es einer KI mit Leichtigkeit gelänge, die Anmutung seiner Filme zu kopieren. Dabei ist endlich wieder alles berührend, brüllend komisch, tieftraurig und genauso arty wie existenziell. Mehr lesen

Eine Frau verschwindet
„Trenque Lauquen“ vom argentinischen Filmkollektiv El Pampero Cine ist der Film der Stunde. Zwischen Naturalismus und Fantasy, Thriller und Naturbeobachtung erzählt er von einem Rätsel, das er nicht enträtseln will. Dabei erfindet er Elemente einer zeitgemäßen Filmsprache und verknüpft sich so mit aktuellen interessanten Ansätzen in dieser Richtung, wie man sie zuletzt aus Japan, Spanien und auch Deutschland gesehen hat. Mehr lesen