Niflheim Blues

Nach langer Wartezeit gibt es endlich Neues vom südkoreanischen Regie-Oscarpreisträger Bong Joon-ho. In der grotesken Science-Fiction-Komödie MICKEY 17 verdingt sich der von TWIGHLIGHT-Vampir Robert Pattinson gespielte Protagonist als Wegwerfarbeiter im All. Dank Bioarchivierung und Körperdruck kann er über den Tod hinaus als Arbeitskraft vernutzt und am nächsten Morgen wieder zurück in die Welt geplottet werden. Mit Anspielungen an real verrückte Verhältnisse und plakativer Kritik bietet MICKEY 17 skurrilen Humor und Slapstick, erreicht aber nicht die Klasse seines Vorläufers PARASITE. Mehr lesen

Der letzte Kampf

Um sich zu gruseln, braucht derzeit niemand extra ins Kino zu gehen. Seit Wochen reicht ein kurzer Blick ins Medium der Wahl, um sich über die neuesten Strategien zur Abschaffung von Maß und Vernunft zu informieren. Andererseits ist es noch immer die Aufgabe von Kunst und Film, die Verhältnisse, als wie schlecht empfunden auch immer, in lebendige, emotional nachvollziehbare Erzähungen zu verwandeln. Mit den Kämpfen starker Frauen, die aus dem Unglück, das allenthalben systemisch induziert wird, ausbrechen wollen, beschäftigt sich seine halbe Karriere lang der chilenische Regisseur Pablo Larraín. Nun hat er sich dem letzten Weg der Ikone Maria Callas gewidmet. Mehr lesen

Death of a Disco Dancer

2018 erschien im Spiegel ein Bericht des Journalisten und Autors Alexander Osang über den Tod einer Amerikanerin im Berghain. An dessen Ton und Haltung gab es einiges auszusetzen. Nun hat Osang für die ARD auf Grundlage des Reports eine Serie entwickelt. Sie nutzt den Fall, um ein komplexes Bild vom Zusammenhang von Utopien, Hedonismus, Stadtentwicklung, Kapitalinteressen, Politik und Medien zu entwerfen. Sehenswert. Mehr lesen

Am Strand der Zukunft

Aus Brasilien, das mit Bolsonaro eine revisionistisch-rechtspopulistische, evangelikal gestützte Phase gerade hinter sich hat, kommt der grellbunte Neo-Noir „Motel Destino“ von Karim Aïnouz. Neben Anleihen beim italienischen Giallo und naturalistischen Elementen bietet er Einblicke in eine destabilisierte Gesellschaft, in der allein die Gewalt krimineller Hierarchien Orientierung gibt. Dass nicht alle abhauen, verhindert vor allem die allgemeine Lethargie. Mehr lesen

In Schönheit sterben

Pedro Almodóvars „The Room Next Door“ ist ein Kammerspiel im brutalistischen Ambiente mit Julianne Moore und Tilda Swinton in den Hauptrollen. Auf der Schwelle zum Tod lässt der Regisseur in seinem ersten englischsprachigem Film eine Kriegsreporterin die Schönheit der Welt feiern. Was von ihrer Freundin, einer Bestsellerautorin mit Angst vor dem Sterben, einiges fordert. Mehr lesen