Spätestens Mitte Juli gingen früher den Medien, die da noch in erster Linie Zeitungen oder Rundfunk hießen, die Meldungen aus. Heute verabschieden sich nur noch Jan Böhmermann und der Tatort zuverlässig in die Ferien. Und das gefühlt schon, bevor der Sommer überhaupt da ist, und dann aber auch bis tief in den Herbst.

Alles andere aber läuft in den jeweiligen Überhitzungsschleifen weiter. Ein amerikanischer Präsidentschaftsbewerber erfährt, nachdem er mit nur geringem Blutverlust – auch wenn man gar nicht glauben sollte, wie sehr Ohrwunden bluten – ein Attentat überlebt hat, werbewirksam seine Apotheose. Als Messias soll ihm der Sieg in der Schlacht um den erneuten Einzug ins Weiße Haus sicher sein.

Zumindest Joe Biden, der als Präsident wohl ganze Arbeit geleistet hat, kann da nicht mehr anders als dem Druck aus den eigenen Reihen nachzugeben und auf seine Kandidatur zu verzichten. Er hat sich den Ruhestand aber auch verdient.

Und auch alle tatsächlichen Kriege gehen weiter. In der Ukraine, in Gaza und – weitgehend verdrängt – im Sudan. Eine Liste, die sich fortsetzen lässt. Auch hierzulande, zum Beispiel in Berlin-Neukölln, gehen insbesondere Kinder und Jugendliche mit Bildern, die sie davon in ihren sozialen Medien präsentiert bekommen, ins Bett und stehen morgens mit ihnen wieder auf.

Zum Glück gibt es gerade jetzt in den Sommerferien und gerade hier aber engagierte Menschen wie die Grundschullehrerin Nora Barbiche. Die hat mit dem Verein Kiezanker e. V., unterstützt von der VHS und dem Bündnis für Bildung „Kultur macht stark“ das Projekt „Ich KRIEG die Krise“ ins Leben gerufen. Sehr verdienstvoll setzt sie damit an, wo es Not tut.

Erreichen möchte sie, dass Kinder, die häufig einen Migrationshintergrund haben und die Erfahrung machen, dass ihre Anliegen und Ängste in der Schule nicht vorkommen, gehört und wahrgenommen werden. Dafür will sie die Kinder ihre Geschichten erzählen lassen und dieses biografische Erzählen in einen Dokumentarfilm münden lassen, der zum Ende des Projekts, am 3.8. im Neuköllner Rollbergkino aufgeführt werden soll.

Klingt nach viel Arbeit – aber auch nach einem inspirierenden Ansatz, Teilhabe zu ermöglichen und Radikalisierungen früh entgegenzuwirken.

Wie schön wäre es, wenn es mal wieder ein richtiges Sommerloch gäbe. Ein bisschen Langeweile, um runterzukommen.