Megalopolis revisited
Mit einer seiner Prophezeiungen hat Francis Ford Coppola nun also erwiesener Maßen Recht gehabt: Donald Trump ist wieder da – und stärker als zuvor. „Heute ist Amerika Rom, und es steht kurz davor, die gleiche Erfahrung zu machen, aus den gleichen Gründen, wie Rom seine Republik verlor und mit einem Kaiser endete“, hatte er bei der Vorstellung von Megalopolis „The Hollywood Reporter“ verraten. Mehr lesen
Im Licht der Wunderlampe
Mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm „Die Rückkehr des Filmvorführers“ schafft Orkhan Aghazadeh eine kunstvolle Parabel auf das Leben an den Rändern der technologisierten Welt. In den Bergen Aserbaidschans arbeitet ein ehemaliger Filmvorführer mit Hilfe seines filmbegeisterten Enkels daran, das Kino zurück ins Dorf zu holen und so ein doppeltes Comeback zu feiern. Außerdem neu angelaufen und zauberhaft wie aus 1001 Nacht: Sean Bakers Cannes-Gewinnerfilm „Anora“ Mehr lesen
In Schönheit sterben
Pedro Almodóvars „The Room Next Door“ ist ein Kammerspiel im brutalistischen Ambiente mit Julianne Moore und Tilda Swinton in den Hauptrollen. Auf der Schwelle zum Tod lässt der Regisseur in seinem ersten englischsprachigem Film eine Kriegsreporterin die Schönheit der Welt feiern. Was von ihrer Freundin, einer Bestsellerautorin mit Angst vor dem Sterben, einiges fordert. Mehr lesen
Egalopolis
Megalopolis geschaut. Enttäuscht. Natürlich hat der Film, der als Vermächtnis eines der ganz großen Regieberserker gehandelt wird, seinen Charme. In goldenes Licht getaucht beschwört er in betörenden Bildern Kinonostalgie – und wirkt dabei inhaltlich die meiste Zeit wie ein Propagandafilm voller playfulness aus dem Silicon Valley. Mehr lesen
Großes Kino – aus Deutschland!
Am 3. Oktober bringt die Filmgalerie 451 Roland Klicks Meisterwerk „Supermarkt“ von 1974 in restaurierter Fassung zurück auf die große Leinwand. Auch 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung hat das als Actionspektakel inszenierte Sozialdrama nichts von seiner Wucht und seinem revolutionären Potenzial verloren. Mehr lesen
Pretty Lame
Was sich anlässt wie eine Studie über das Leben mit einem autistischen Kind, mutiert unter der Regie von Tony Goldwyn zum Buddy-Road-Movie mit Happy-End von der Hollywood-Stange. Über drei Generationen, in denen Väter ihren Söhnen wenig Brauchbares mit auf den Weg geben, erzählt „Ezra“, wie es der deutsche Titelzusatz „Eine Familiengeschichte“ nahelegt, in der Hauptsache mal wieder davon, wie schön die Welt sein kann, wenn Mutter, Vater und Kind nur zueinanderstehen. Mehr lesen
Wintertext
Das Mobiltelefon im Anschlag stieg ich aus dem Dämmer der U-Bahn wieder in Kälte und Licht des schwindenden Tages auf, ein Sänger ohne Lied, den niemand nachfragte, und die jährlich winterlichen Großereignisse waren ohnehin einmal mehr durch und vergangen. Erneut streckte sich die Zeit konturlos wüst ins Land, dem Tod entgegen, nur der Himmel, das riesige Wunschmaschinendisplay, war von einem ideal zu nennenden Blaue Stunde Kinoblau. Schnee fiel keiner mehr. Mehr lesen
„Ich wollte nie gerettet werden!“
„The Dead Don’t Hurt“ inszeniert die Geschichte eines starken Paares als in mehrerer Hinsicht staubigen Western. Staubtrocken ist die Konstellation der Protagonist:innen. Hier ist die Botschaft klar und gerade: Etwas aufbauen kann man am besten zu zweit, wenn keiner der Partner gerettet werden muss und beide fest auf dem Boden der Realität stehen. Leider erzählt Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller Viggo Mortensen seine Fabel redundant und verquast, wodurch er ihre Stärke fast komplett verschenkt. Mehr lesen
Iranisch-israelischer Aufstand auf der Judomatte
Pünktlich zu den Olympischen Spielen kommt mit „Tatami“ die erste iranisch-israelische Ko-Regie-Arbeit in die Kinos. Schon deshalb ist der Film, der seinen Kampfplatz, die Judomatte, im Titel trägt, gerade dieser Tage besonders. Er erzählt vom Kampf einer Sportlerin gegen die Einschüchterungsversuche des iranischen Systems. Dabei ist er mehr als ein Sportfilm oder eine einfache Politparabel. So verbeugt er sich tief vor den Mutigen der Bewegung „Frau. Leben. Freiheit“. Mehr lesen
Warten aufs Sommerloch
Spätestens Mitte Juli gingen früher den Medien, die da noch in erster Linie Zeitungen oder Rundfunk hießen, die Meldungen aus. Heute verabschieden sich nur noch Jan Böhmermann und der Tatort zuverlässig in die Ferien. Alles andere aber läuft in den jeweiligen Überhitzungsschleifen weiter, vom amerikanischen Wahlkampf mit seinen Apotheosen bis zu den Kriegen der Welt. In Neukölln will das Projekt „Ich KRIEG die Krise“ Kindern und Jugendlichen helfen, ihre durch Social-Media-Bilder verstärkten Ängste zu artikulieren und ihnen das Gefühl geben, wahrgenommen zu werden. Mehr lesen