5. Mai 2025 | Eigensinn, Film und Verbrechen
Michail Bulgakows Roman „Der Meister und Margarita“ gilt als vielschichtige Satire auf den Totalitarismus, gegen den er die Kraft und den Eigensinn des künstlerischen Individuums in Stellung bringt. (Und die Liebe. Und die Religion. Und den Spaß an der Zerstörung und einiges anderes mehr.) Trotz zahlreicher Versuche haftete ihm immer der Ruch der Unverfilmbarkeit an. Der in den USA geborene und in Russland aufgewachsene Regisseur Michail Lockshin hat sich 2021 dennoch daran gewagt und in seiner Ästhetik die fantastischen Anteile der Geschichte sowie stadtplanerische Visionen eines stalinistischen Groß-Moskau ins Zentrum der Adaption gerückt. Am Tag der Arbeit ist der Film, dessen Entstehung und Erfolg bereits so erzählenswerte wie unwahrscheinliche Geschichten für sich sind, endlich auch hierzulande angelaufen. Mit August Diehl als impossant mephistophelischen Filmteufel. Mehr lesen
17. April 2025 | Eigensinn, Film und Verbrechen
Black Lives Matter! Unter Trump und seinem Regime wird der Slogan, der nach dem Tod George Floyds durch Polizeigewalt zu einer Protestwelle in den gesamten USA und über sie hinaus führte, erneut zur Verhandlungssache. Gab es ab 2020 Forderungen wie die, der Polizei als einer Institution, von der rassistische Gewalt in großem Umfang ausgeht, die Mittel zu kürzen, wird heute vor allem darüber diskutiert, Segregation, Obdachlosigkeit und Armut aus dem Stadtbild vor allem der Hauptstadt zu verbannen. Symbolträchtig wurde Mitte März bereits der ikonische Schriftzug in gelben Lettern, den die demokratische Bürgermeisterin Muriel Bowser im Zentrum der Sadt 2020 mitetabliert hatte, beseitigt. Noch immer nicht beseitig hingegen sind die rassistischen Strukturen und Einstellungen, die sich in der Geschichte der sogenannten freien Welt und des Westens weit zurückverfolgen lassen. Diese Woche erscheinen immerhin gleich zwei Filme in unseren Kinos, die aufs Thema nicht nur hinweisen, sondern es in je ganz eigener Art zu ihrem zentralen Gegenstand machen. Mehr lesen
18. März 2025 | Eigensinn, Film und Verbrechen
Die Schrecken der Welt, wie wir sie gerade erleben, haben ganz überwiegend männliche Urheber. Warum sich also nicht lieber mit Werken von und über Frauen beschäftigen? Nach Nicole Kidman in BABYGIRL und Demie Moore in THE SUBSTANCE versucht nun Pamela Anderson, neue Antworten auf Fragen von Alters- und Geschlechtsdiskiminierung zu geben. Das gerät unter der Regie von Gia Coppola allerdings zu wenig mehr denn einem melancholischen Abgesang auf ein verpfuschtes Leben. Mehr lesen
26. Februar 2025 | Eigensinn, Film und Verbrechen
Sich mit alten weißen Männern zu beschäftigen, ist mit ziemlicher Sicherheit das Letzte, wonach einem in dieser Woche ist. Aber so ist das. Die Berlinale ist vorbei, und im Kino startet, was seit Monaten dafür programmiert worden ist. Doch in diesem Fall wird der alte Mann von einem jungen mit ganz eigen brüchiger Stimme verkörpert. Will sagen, etwas Immersion, die einen Blick auf eine Welt erlaubt, die in entscheidenden Details noch anders aussehen durfte als unsere heute, kann durchaus etwas für sich haben. Mehr lesen
21. Januar 2025 | Darkness, Eigensinn, Film und Verbrechen
Da ist also auch Donald Trump wieder. In Amt und so genannten Würden. Seit gestern legt der nach eigener Einschätzung von Gott genau dafür erwählte MAGA-Präsident los. Das bietet wenig Grund zur Freude für den überwiegenden Rest der Welt. Aber im Raum der Kultur darf es nicht nur Anlass sein, Trübsal zu blasen. Wie wäre es stattdessen mit einem neuen Aufbruch in Richtung Protest, Subversion und Unfug? Eine Lektion in Eskapismus gibt es in KNEECAP von Rich Peppiatt über den gleichnamigen Belfast-HipHop-Act. Mehr lesen
4. November 2024 | Eigensinn, Film und Verbrechen
Mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm „Die Rückkehr des Filmvorführers“ schafft Orkhan Aghazadeh eine kunstvolle Parabel auf das Leben an den Rändern der technologisierten Welt. In den Bergen Aserbaidschans arbeitet ein ehemaliger Filmvorführer mit Hilfe seines filmbegeisterten Enkels daran, das Kino zurück ins Dorf zu holen und so ein doppeltes Comeback zu feiern. Außerdem neu angelaufen und zauberhaft wie aus 1001 Nacht: Sean Bakers Cannes-Gewinnerfilm „Anora“ Mehr lesen