Beim klischeegemäßen Samstagseinkauf im Biosupermarkt trifft man fast immer jemand, den man länger nicht gesehen hat. Schnell kommt das Gespräch dann darauf, wo in der Stadt man einkauft, wo man wohnt, wohnen will und wo es wirklich gar nicht geht. Als Thema verständlich, wenn man darauf angewiesen ist, im nächsten Jahr eine bezahlbare, den veränderten Ansprüchen genügende Wohnung zu finden. Aber ansonsten, dachte ich, sei das für Betrachtungen und zum Aufschreiben verbotenes Terrain. Nach all den Jahren Kiezvergleich in Zitty und Tip. Aber nein. Nicht nur auf Vorlesebühnen und in Obdachlosenzeitungen werden wahlweise der Wedding oder Neukölln noch immer als proletarische Stadtteile mit ganz eigenen Regeln und irgendwie interessanten Unterschichtbewohnern dargestellt, die nur darauf warten, von jungen Schreibern mit einer zuckrigen Schicht Mythos überzogen zu werden. Auch Verlage wollen einem das weiter und weiter als ungeschliffene neue Literatur verkaufen. Jetzt sogar mit vorabdrucklicher Unterstützung in geschätzten Zeitungen. (Okay, ich habe auch an ein oder zwei Stellen gelacht. Aber, nee …) Dann doch lieber ins Internet und Karten für die Berlinale bestellt. Für irgendeinen Film von ganz weit weg.