Bens Stimme versiegte an ihrem Ohr. Von der plötzlichen Stille aufgeschreckt, wandte Annika den Kopf in seine Richtung; versuchte ein Lächeln und merkte, wie sie rot wurde.
Andere Städte, andere Sitten, probierte sie auf gut Glück, erkannte aber an der Art, in der Bens Gesicht einfror, dass sie den Ton nicht getroffen hatte.
Ben lehnte sich zurück. Die Lippen fest zusammengepresst betrachtete er sie mit einem Stirnrunzeln.
Hast du mir überhaupt zugehört?
Hatte sie nicht. Also zunächst schon. Aber dann waren ihre Gedanken, ohne dass sie etwas dagegen hätte tun können, zu Paul abgewandert und dem, was er noch vor wenigen Stunden mit ihr angestellt hatte. Dabei wollte sie nicht über ihn nachdenken, weil sie wusste, dass das keinen Sinn hatte. Lieber wollte sie zu ihm gehen und da weitermachen, wo sie zuletzt aufgehört hatten.
Äh, ich glaub, ich brauch noch einen Kaffee, sagte sie.
Ben seufzte, sah sich dann aber nach der Kellnerin um und winkte ihr. Er war ein guter Typ, dachte Annika, derjenige von ihren Freunden, zu dem sie auf gewisse Art immer aufgeschaut hatte. Weil da etwas an ihm war, eine durchaus attraktive Rigorosität in seiner Einstellung gegenüber der Welt, die ihn hervorhob aus der Menge der prinzipiell Gleichgeschalteten. Kurz vor Weihnachten war er in eine neue Stadt gezogen; jetzt war Annika zum ersten Mal für einige Tage bei ihm zu Besuch. Und hatte sich gleich am zweiten Abend in einen fünfzehn Jahre älteren Fotografen verliebt. So etwas passierte. Ben bestellte den Kaffee und sprach über anderes. Wenig später zahlte er, und sie traten auf die Straße, in der die Gesichter im Licht der ersten Sonne ihre Winterhärte verloren hatten. Den Schlagzeilen zum Trotz erwachte auch in diesem Jahr das Leben und stellte seine Forderungen. Sie verabschiedeten sich für den Tag, und als Annika eine knappe Woche später zurück in Bens Wohnung kam, um ihre Sachen zu holen, war er nicht da. Auch telefonisch erreichte sie ihn nicht. Sie sahen sich nie wieder.