Zwei Filme mit Jungen-Doppels, allerdings zu ganz unterschiedlichen Themen. In Matteo Garrones Fluchtdrama „Ich Capitano“ durchqueren die heranwachsenden Cousins Seydou und Moussa Wüste und Meer. Dabei zeigt sich, wer an den Migrationsstrecken mit wessen Elend sein Geld verdient und auf welche Netzwerke dennoch gesetzt werden kann. Alles in Allem erscheint der Aufbruch nach Europa in erster Linie als großes Abenteuer, dessen Nachtseiten man eben aushalten muss. Zur Besprechung geht es hier entlang.

Filmisch ganz anderes Gewicht hat die erzählerisch verrätselt-fragmentiert dargebotene Geschichte der Schüler Minato (Soya Kurokawa) und Yori (Hinata Hiiragi). Erinnert sie angesichts der Kräfte und Unsicherheitn, denen sich die heranwachsenden Protagonisten ausgesetzt sehen, an Lukas Dhonts Close aus dem letzten Jahr, sucht sie filmhistorisch die Nähe des großen japanischen Meisters Akira Kurosawa. Denn wie in dessen Klassiker „Rashomon – Das Lustwäldchen“ (1950) bietet Hirokazu Kore-eda die Ereignisse in „Die Unschuld“ dreimal aus verschiedenen Blickwinkeln dar. Woraus zu lernen ist, dass Geschehnisse meist komplexer sind als der Eindruck, den die oder der Einzelne von ihnen hat.

Yori (Hinata Hiiragi) und Minato (Soya Kurokawa) verbindet eine tiefe Freundschaft. Foto: © 2023 MONSTER Film Committee. Fotoquelle: Wildbunch Germany

Die Musik zum Film stammt vom kürzlich verstorbenen Komponisten Ryūichi Sakamoto. Seine verspielt-melancholischen Klavier- und Synthesizer-Klänge halten die unterschiedlichen Perspektiven der Erwachsenen und Kinder in ihren charakteristischen Färbungen und Naturalismen zusammen. Hier eine, wie ich finde, angemessene Besprechung.

Ich Capitano, Regie: Matteo Garrone (121 min.) mit Seydou Sarr, Moustapha Fall, Issaka Sawadogo u. a.

Die Unschuld (Monster), Regie: Hirokazu Kore-eda (126 min.) mit Ando Sakura, Tanaka Yuko, Nagayama Eita u. a.