Die B.L.O.-Ateliers am S-Bahnhof Nöldnerplatz sind seit zwanzig Jahren ein Leuchtturmprojekt, was vielfältige Kulturproduktion in Berlin angeht. Vor allem aber arbeiten hier an die hundert Menschen in eigeninitiativ und finanziell weitgehend unabhängig aufgebauten Strukturen. Damit soll Schluss sein.

Vor anderthalb Wochen hat die Bahn, Eigentümerin des Geländes, die Mehrzahl der dort befindlichen Gebäude sperren lassen. Aus Sorge um die Sicherheit der Künstler:inner, wie es in einem Schreiben des Konzerns an nachfragende Journalisten heißt. Für die Nutzer des B.L.O., das seit Jahren um eine sichere Perspektive verhandelt, bedeutet das das Aus von heute auf morgen. So zerstört man Existenzen, einmalige Zusammenhänge und einen Ort, von dem viele etwas hatten. Auch Stadtnatur und Touristen.

Sich solidarisieren mit den Forderungen der Geländenutzer kann man zum Beispiel hier. Mehr Information gibt es hier, hier und in der übernächsten Ausgabe der Jungle World am 16.5. (so lang dauert das bei Wochenzeitungen leider manchmal).

Marcel Caspers, mit seinen Dr Jones Laboratories einer der von der drohenden Schließung betroffenen Mieter, sagt:

ich bin seit tag 1 teil der blo ateliers. meine beiden mittlerweile erwachsenen kinder sind zum teil hier aufgewachsen, haben natur in der stadt kennenlernen dürfen, praktika gemacht etc.
abgesehen von dem wirtschaftlichen fiasko, das der plötzliche "rauswurf" -wir dürfen unsere werkstätten/ateliers nach aktuellem stand nur noch zur "räumung" betreten- für uns alle bedeutet, geht auch ein großer, wichtiger teil einer art familie kaputt. über die jahre haben sich freundschaften und arbeits-synergien entwickelt, wie sie nur an einem ort wie diesem entstehen können.
überhaupt einen neuen ort, selbst mit nur einigen weiteren "nachbarn" zu finden, ist in der momentanen lage in berlin fast unmöglich.

wie hier von heute auf morgen so leichtfertig zahlreiche existenzen zerstört werden ist schlicht unbegreiflich

es ist mir absolut unverständlich, dass man im berlin von 2024 noch immer nicht verstanden zu haben scheint, wie wichtig orte wie die blo-ateliers für die stadt, deren bewohner und nicht zuletzt die touristen aus aller welt sind.