Brenner Romane fangen meist mit dem Satz an: „Jetzt ist schon wieder was passiert.“ Ausnahme: „Der Brenner und der liebe Gott“.
Weil der fängt so an: „Meine Großmutter hat immer zu mir gesagt, wenn du einmal stirbst, muss man das Maul extra erschlagen. Und da sieht man, wie ein Mensch sich verändern kann. Weil heute bin ich die Ruhe in Person. Und müsste schon etwas besonderes passieren, dass ich mich noch einmal aufrege. Die Zeiten sind vorbei, wo mich alles gleich aus der Fassung gebracht hat. Hör zu, warum soll jedes Blutbad mein persönliches Bier sein? An und für sich sage ich da schon lange, sollen sich die Jungen drum kümmern, quasi Credo.“
Wolf Haas hat seinen lakonischen Stil über Jahre entwickelt und verfeinert. Das macht Spaß zu lesen. Anscheinend soviel, dass nicht nur Musiker und Rapper sich in Interviews auf seine Texte als Inspirationsquelle berufen. Auch Jungautoren mit thematisch und lokalkoloritmäßig relativ weit entfernten Tatorten samplen heute der Einfachheit halber weite Teile ihre Romane aus Brenner-Stilblüten und Aussprüchen zusammen. Weil, nachts ist alles Leben irgendwie dunkel, quasi.
Auf dem Weg weg vom schwierigen Durcheinander der guten Absichten der Berlin Biennale wurde Avi durch die Schaufenster der Galerie EIGEN+ART von den Kollagen einer Namensvetterin des eher wortkargen Ermittlers angezogen: Birgit Brenner.
Auch bei ihr gibt es typisch Brennersätze, wie die Deutsche Bank Brigitte Werneburg in ihrem db-artmag erklären lässt: „In ihren raumgreifenden Arbeiten kombiniert Birgit Brenner Holzlatten, Styropor und billigePappschilder mit lakonischen Texten. Private Dramen transformiert die Meisterschülerin von Rebecca Horn in ebenso lakonische wie präzise Bestandsaufnahmen gesellschaftlicher Zustände. […] Soll von Birgit Brenner und ihrer Kunst die Rede sein, muss man mit einem typischen Brenner-Satz beginnen. Es führt kein Weg daran vorbei. Die Schärfe, ja geradezu die Gemeinheit, mit der so ein Brenner-Satz unsere gedanklichen Alltagsmontagen aufspießt, ist ein zentraler [sic!] Moment ihres Werks. Ein typischer Brenner-Satz geht so: ‚Sie beten jeden Tag. Dafür, dass sie gesund bleiben und dass das Auto fährt.'“
In der aktuellen Ausstellung sind es Texte als Bildbestandteile wie „Tot, aber es passiert nichts“ oder „14.08.2017. So war das“, die die Werke zusammenhalten. Hier anzusehen. „Das Dasein des Lebens in seinen alltäglichen Zuständen“ sagt – nicht verkehrt – der Begleittext der Galerie.