Irgendwann sagt Kathy „I’ve always been a bit jealous of you two, the descicions you’ve made for yourselves about leading a creative life“. Man kann es verstehen. Kathy ist der ältere schwule Nachbar von Catherine und James, einem Schreiber und ehemals erfolgreichem Schauspieler, worauf man ihn in dieser Phase seines Lebens aber nicht ansprechen sollte – „that was a long time ago“. Maladies gibt wenig Antworten, zeigt aber in fragmentarischer Erzählweise mit James Franco als gebrochenem James Dean-act-alike in der Hauptrolle eindrucksvolle Szenen aus den verschlungenen Leben einiger übersensibler Ostküstenbewohner. In guter Autorenfilmtradition beschreibt die Erzählung dabei nach Francos Aussage beim Q+A Zustände während der gemeinsamen Arbeit mit Regisseur und Autor Carter. It’s all about getting confused – und den beruhigenden Sound des Freizeichens traditioneller amerikanischer Telefone. Unbedingt sehenswert.
Und noch einmal American Independent Cinema at its best: The Color Wheel, im Perlentaucher unter den Filmhighlights 2012, die es nicht in die deutschen Kinos geschafft haben, besprochen. Wie in Maladies wird auch hier nichts erklärt. Stattdessen wird man Zeuge von „brutalen verbale[n] Operationen an offenen Herzen“ und einer Geschwisterbeziehung, die verfahrener nicht sein könnte. Aus irgendwelchen Gründen entstehen Filme mit einer solchen Kraft bei gleichzeitiger radikaler Offenheit in Bezug darauf, was man als Betrachter damit anfangen soll, derzeit nur in Amerika. Warum?