Das hat schon die Kolossale Jugend 1990 besungen. Und zwar, wie die Zeit 17 Jahre später resümiert, „widerborstig“, in einem „Gehäcksel aus wohldurchdachten aber kaum verständlichen Satzfetzen“, die den Status quo der Weltlage irgendwie mit dem persönlichen Unbehagen und Nichtverstehen kurzschließen: Alle Feind. Was man als Jugendlicher eben so empfindet.

Geht natürlich gar nicht für ein größeres Publikum, das Kino erreichen will. Wenn es 2015 also angeblich Neues zur alten DDR und ihrem Fortleben im vereinigten Deutschland gibt, dann zwar selbstverständlich mit Bezug zu irgendeiner – vor allem als Zielgruppe als kolossal eingestuften – Jugend; aber bitte so, dass alle mitgehen können.

 

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Unter diesen Voraussetzungen einigt man sich dann schnell darauf, der Jugend eins zuzutrauen, nämlich dass sie träumt. Schon weil ihr in den Wirren des Umbruchs im ideologisch noch bis zum Anschlag verkrusteten Land jugend-typisch allein gelassen gar nichts anderes übrig bleibt. Wenn man sich allerdings erhofft hat, von Andreas Dresens Als wir träumten mehr zu erfahren, als dass die Erwachsenen, auch wenn man sie nicht mehr ernst nimmt, immer noch alles besser wissen; dass Drogen, wenn sie plötzlich auftauchen, über einen hereinbrechen und Freundschaften zerstören; und dass  jeder sich selbst gern für den größten hält, wird man enttäuscht.

Einmal mehr kommt hier ein Ensemble hervorragender Darsteller nicht gegen ein Drehbuch an, das gar nicht wirklich weiß, wovon es eigentlich erzählen will – was sind denn die Träume, die in dieser speziellen Situation geträumt worden sind und die der Off-Text so verstrahlt-kitschig beschwört?

Genauso machtlos sind die Schauspieler gegen eine Regie, die sich – nach tollen, einfühlsamen Filmen wie Halt auf freier Strecke – einmal hart geben möchte, dabei aber nur ein Durcheinander an gleichförmig stumpfen Gruppenhysteriebildern von der Stange hinbekommt und Neonazigewalt völlig entpolitisiert nicht anders inszenieren kann denn als lächerlich. Soll beim Popkorn ja auch niemandem weh tun. Dazu gibt es die schlimmsten Dialoge, die man im Film zwischen unbeholfen liebenden Jugendlichen seit langer Zeit hören durfte – à la „Du bist gut und ich bin schlecht.“ Aua.

 

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Ganz andere Kaliber in dem Zusammenhang und jede Empfehlung wert: Peter Richters grandioser Roman 89/90 über die Wendejahre in Dresden und die gerade im Kleinen Fernsehspiel wiederholten Filme Kombat Sechzehn und Kriegerin. So überzeugend (und unterschiedlich) lassen sich die Folgen vergeigter Träume der Vorgängergenerationen (Osten war rot) und das Unbehagen, das man mit dem Aufwachsen in einer fast immer mehr oder weniger unverständlichen Welt generell empfindet, mit literarisch/filmisch Mitteln verdichten. Wenn es nachvollziehbare Charaktere, echte Konflikte und den Mut gibt, dem Leser/Zuschauer an den entscheidenden Stellen eben doch ein wenig mehr zuzumuten.