Gestern Abend noch mal bei Marthaler gewesen. Hallelujas. Sentimental, groß, schön. Allein schon wegen der Möglichkeiten dieses einmaligen Raumes. Genau: in der Volksbühne – für Diederichsen „als langlebigster und sich zugleich dynamisch entwickelnder Speicher und Transformator auch ein Archiv der Erfahrungen, die in Berlin und seinem kulturellen Einzugsgebiet seit den 1990er Jahren gemacht wurden.“ Worüber heute vor Ort unter dem Titel Reden: Im Zentrum des Übels noch einmal diskutiert werden soll.
Natürlich stimmt es traurig, wenn eine Ära zuende geht, die eben auch mit eigenen Erfahrungen verknüpft ist. Selbst, wenn man seit zehn Jahren oder länger darauf gewartet hat, dass der (in Wahrheit noch gar nicht so) alte Mann mit dem Stalin-Bild im Intendantenzimmer irgendwann abtritt. Selbst, wenn man die Grenzziehungen in der unsäglichen Debatte über die Ablösung seltsam falsch gefunden hat und das, was da kommt, erst mal sehen möchte, bevor man es (dann vielleicht doch) verdammt. Aber die Polleschs, Fritschs und Marthalers dieser Welt werden weiter machen, wenn auch nicht mehr in der allerdirektesten Nachbarschaft.
Für 2017 muss jedoch festgehalten werden, dass Fußläufigkeit eher kein dezidiert emanzipatorisches Argument ist. Und die Vorstellung von der kuscheligen Community hat sich längst ein identitärer Diskurs unter den Nagel gerissen. Andererseits: Sentimentalität (siehe oben) gehört ins Theater – nicht ins Wahlprogramm der SPD.