Gerade noch zwei Stunden vor Ablauf in der ARD-Mediathek Steve McQueens „Lovers Rock“ aus der Anthologie-Serie „Small Axe“ gesehen (Danke für den Hinweis, Herbie!). 70 Minuten lang nimmt eine:n der Film mit auf eine karibische Houseparty in Notting Hill um 1980; praktisch in Echtzeit und mit dem auf Details gerichteten Blick einer Partynacht ist man dabei, wenn gekocht, die Musikanlage verkabelt, geflirtet, abgewehrt, getanzt, sich aneinander gerieben, gestritten und zusammengefunden wird. Dabei folgt das Geschehen keinem Narrativ und keiner Heldenerzählung, sondern beobachtet das Entstehen unterschiedlicher Arten von Intensitäten – zwischen Körpern, Gruppen, Musikstücken – und deren Entladungen. Alles passiert mit einem Minimum an Dialogen, dennoch entwickelt sich ständig Neues, stellen sich fortwährend Anschlüsse an Gefühlslagen, Diskurse und Erfahrungen her. Viel näher lässt sich dem Leben und seinen Gleichzeitigkeiten wohl kaum kommen. Toll – und derzeit nur noch bei Streamingdiensten zu sehen, die ich eigentlich nicht empfehlen möchte – A, A, G, den großen eben.
Auch eine Empfehlung im Fach neuartiges Erzählen: The Five Devils von Léa Mysius