Blut ist im Schuh

Mit THE UGLY STEPSISTER legt die norwegische Regisseurin Emilie Blichfeldt ein thesenhaft-brachiales Spielfilmdebut vor. Ihre Adaption des Märchens „Aschenputtel“, für die sie auch das Drehbuch geschrieben hat, siedelt sie stilistisch auf der Grenze zwischen Body Horror und (ost-)europäischem Märchenfilm an. Das liegt nahe, geht es ihr doch darum auszumalen, welche Qualen es für Frauen bedeutet, sich mit ihren Körpern patriarchal geprägten Vorstellungen von Identität und Schönheit zu unterwerfen. Ganz neu ist diese sicher immer berechtigte Kritik nicht, etwas mehr Subtilität hätte dem Film und Blichfeldts Anliegen gutgetan. Mehr lesen

Death of a Disco Dancer

2018 erschien im Spiegel ein Bericht des Journalisten und Autors Alexander Osang über den Tod einer Amerikanerin im Berghain. An dessen Ton und Haltung gab es einiges auszusetzen. Nun hat Osang für die ARD auf Grundlage des Reports eine Serie entwickelt. Sie nutzt den Fall, um ein komplexes Bild vom Zusammenhang von Utopien, Hedonismus, Stadtentwicklung, Kapitalinteressen, Politik und Medien zu entwerfen. Sehenswert. Mehr lesen

Am Strand der Zukunft

Aus Brasilien, das mit Bolsonaro eine revisionistisch-rechtspopulistische, evangelikal gestützte Phase gerade hinter sich hat, kommt der grellbunte Neo-Noir „Motel Destino“ von Karim Aïnouz. Neben Anleihen beim italienischen Giallo und naturalistischen Elementen bietet er Einblicke in eine destabilisierte Gesellschaft, in der allein die Gewalt krimineller Hierarchien Orientierung gibt. Dass nicht alle abhauen, verhindert vor allem die allgemeine Lethargie. Mehr lesen

„Ich wollte nie gerettet werden!“

„The Dead Don’t Hurt“ inszeniert die Geschichte eines starken Paares als in mehrerer Hinsicht staubigen Western. Staubtrocken ist die Konstellation der Protagonist:innen. Hier ist die Botschaft klar und gerade: Etwas aufbauen kann man am besten zu zweit, wenn keiner der Partner gerettet werden muss und beide fest auf dem Boden der Realität stehen. Leider erzählt Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller Viggo Mortensen seine Fabel redundant und verquast, wodurch er ihre Stärke fast komplett verschenkt. Mehr lesen

Das zweite Buch: Deniz Ohdes „Ich stelle mich schlafend“

Deniz Ohdes Erstling „Streulicht“ war das sprachlich starke Buch einer jungen Autorin, die sehr genaue Bilder für ihre Umwelt fand. Es erzählte die Geschichte einer Befreiung aus engen Verhältnissen durch Bildung. Über „Ich stelle mich schlafend“ sind die Rezensenten nun uneins. Dabei ist das Buch gerade in den Schmerzen, die es beim Lesen bereitet, eher noch stärker geworden. Mehr lesen