4. November 2024 | Eigensinn, Film und Verbrechen
Mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm „Die Rückkehr des Filmvorführers“ schafft Orkhan Aghazadeh eine kunstvolle Parabel auf das Leben an den Rändern der technologisierten Welt. In den Bergen Aserbaidschans arbeitet ein ehemaliger Filmvorführer mit Hilfe seines filmbegeisterten Enkels daran, das Kino zurück ins Dorf zu holen und so ein doppeltes Comeback zu feiern. Außerdem neu angelaufen und zauberhaft wie aus 1001 Nacht: Sean Bakers Cannes-Gewinnerfilm „Anora“ Mehr lesen
29. August 2024 | Eigensinn
Das Mobiltelefon im Anschlag stieg ich aus dem Dämmer der U-Bahn wieder in Kälte und Licht des schwindenden Tages auf, ein Sänger ohne Lied, den niemand nachfragte, und die jährlich winterlichen Großereignisse waren ohnehin einmal mehr durch und vergangen. Erneut streckte sich die Zeit konturlos wüst ins Land, dem Tod entgegen, nur der Himmel, das riesige Wunschmaschinendisplay, war von einem ideal zu nennenden Blaue Stunde Kinoblau. Schnee fiel keiner mehr. Mehr lesen
28. Juni 2024 | Eigensinn, Gewalt der Verhältnisse
Deniz Ohdes Erstling „Streulicht“ war das sprachlich starke Buch einer jungen Autorin, die sehr genaue Bilder für ihre Umwelt fand. Es erzählte die Geschichte einer Befreiung aus engen Verhältnissen durch Bildung. Über „Ich stelle mich schlafend“ sind die Rezensenten nun uneins. Dabei ist das Buch gerade in den Schmerzen, die es beim Lesen bereitet, eher noch stärker geworden. Mehr lesen
20. Juni 2024 | Eigensinn, Film und Verbrechen
Mit dem Sons of Anarchy Motorcycle Club Redwood Original hat das Rockerwesen vor einiger Zeit auch hierzulande Einzug in Bewusstsein und Wohnzimmer gefunden. Nun liefert Regisseur Jeff Nichols, seit Jahren ein Chronist des ländlichen Amerika, sozugagen die Vorgeschichte. Bevor die Clubs als Organisatoren von Drogenhandel, Waffendeals und Prostitution in die Abgründe des organisierten Verbrechens abtauchten, zeichnet er ihre Anfänge als die einer eigensinnigen Subkultur mit eigener Ästhetik, eigenen Regeln und der Möglichkeit, denen Halt zu geben, die ansonsten aus allen Verhältnissen herausfielen. Mehr lesen
3. Juni 2024 | Eigensinn, Film und Verbrechen
Dank des großen, international besetzten Figurenensembles, das bei aller Überzeichnung die Vielschichtigkeit seiner Charaktere auslotet und Schwarzweißzeichnungen vermeidet, gelingt den Zweiflers etwas, das es im deutschen Fernsehen kaum einmal gibt: eine ungeschönte und unverkrampfte Darstellung jüdischen Lebens in Deutschland. Dazu bedient die Serie von David Hadda filmisch gekonnt unterschiedliche Register, stilisiert das Geschehen, zieht immer wieder die Geschwindigkeit an und kommentiert die Handlung mit spektakulären Essens- und Kochbildern. Mehr lesen
23. Mai 2024 | Blick auf die Welt, Darkness, Eigensinn, Gewalt der Verhältnisse
Von 1931 bis 1950 hat Gabriele Tergit an ihrem Opus magnum, dem Generationenroman „Effingers“ über die Hochzeit und den Untergang des deutschen Judentums, gearbeitet. Er wurden zu Recht mit den „Buddenbrocks“ verglichen und wirkt angesichts der Wiederholung politischer wie kultureller Entwicklungen erschreckend aktuell. Seit einigen Jahren wird die Schriftstellerin wiederentdeckt. Neben einer Gesamtausgabe ist nun auch eine Biographie erschienen. Sie lädt ein, sich mit Leben und Werk der überzeugten „neuen Frau“ und Liberalen der 1920er Jahre zu beschäftigen. Mehr lesen