Egalopolis

Megalopolis geschaut. Enttäuscht. Natürlich hat der Film, der als Vermächtnis eines der ganz großen Regieberserker gehandelt wird, seinen Charme. In goldenes Licht getaucht beschwört er in betörenden Bildern Kinonostalgie – und wirkt dabei inhaltlich die meiste Zeit wie ein Propagandafilm voller playfulness aus dem Silicon Valley. Mehr lesen

Großes Kino – aus Deutschland!

Großes Kino – aus Deutschland!

Am 3. Oktober bringt die Filmgalerie 451 Roland Klicks Meisterwerk „Supermarkt“ von 1974 in restaurierter Fassung zurück auf die große Leinwand. Auch 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung hat das als Actionspektakel inszenierte Sozialdrama nichts von seiner Wucht und seinem revolutionären Potenzial verloren. Mehr lesen

Pretty Lame

Pretty Lame

Was sich anlässt wie eine Studie über das Leben mit einem autistischen Kind, mutiert unter der Regie von Tony Goldwyn zum Buddy-Road-Movie mit Happy-End von der Hollywood-Stange. Über drei Generationen, in denen Väter ihren Söhnen wenig Brauchbares mit auf den Weg geben, erzählt „Ezra“, wie es der deutsche Titelzusatz „Eine Familiengeschichte“ nahelegt, in der Hauptsache mal wieder davon, wie schön die Welt sein kann, wenn Mutter, Vater und Kind nur zueinanderstehen. Mehr lesen

Wintertext

Das Mobiltelefon im Anschlag stieg ich aus dem Dämmer der U-Bahn wieder in Kälte und Licht des schwindenden Tages auf, ein Sänger ohne Lied, den niemand nachfragte, und die jährlich winterlichen Großereignisse waren ohnehin einmal mehr durch und vergangen. Erneut streckte sich die Zeit konturlos wüst ins Land, dem Tod entgegen, nur der Himmel, das riesige Wunschmaschinendisplay, war von einem ideal zu nennenden Blaue Stunde Kinoblau. Schnee fiel keiner mehr. Mehr lesen

„Ich wollte nie gerettet werden!“

„Ich wollte nie gerettet werden!“

„The Dead Don’t Hurt“ inszeniert die Geschichte eines starken Paares als in mehrerer Hinsicht staubigen Western. Staubtrocken ist die Konstellation der Protagonist:innen. Hier ist die Botschaft klar und gerade: Etwas aufbauen kann man am besten zu zweit, wenn keiner der Partner gerettet werden muss und beide fest auf dem Boden der Realität stehen. Leider erzählt Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller Viggo Mortensen seine Fabel redundant und verquast, wodurch er ihre Stärke fast komplett verschenkt. Mehr lesen

Iranisch-israelischer Aufstand auf der Judomatte

Iranisch-israelischer Aufstand auf der Judomatte

Pünktlich zu den Olympischen Spielen kommt mit „Tatami“ die erste iranisch-israelische Ko-Regie-Arbeit in die Kinos. Schon deshalb ist der Film, der seinen Kampfplatz, die Judomatte, im Titel trägt, gerade dieser Tage besonders. Er erzählt vom Kampf einer Sportlerin gegen die Einschüchterungsversuche des iranischen Systems. Dabei ist er mehr als ein Sportfilm oder eine einfache Politparabel. So verbeugt er sich tief vor den Mutigen der Bewegung „Frau. Leben. Freiheit“. Mehr lesen

Warten aufs Sommerloch

Spätestens Mitte Juli gingen früher den Medien, die da noch in erster Linie Zeitungen oder Rundfunk hießen, die Meldungen aus. Heute verabschieden sich nur noch Jan Böhmermann und der Tatort zuverlässig in die Ferien. Alles andere aber läuft in den jeweiligen Überhitzungsschleifen weiter, vom amerikanischen Wahlkampf mit seinen Apotheosen bis zu den Kriegen der Welt. In Neukölln will das Projekt „Ich KRIEG die Krise“ Kindern und Jugendlichen helfen, ihre durch Social-Media-Bilder verstärkten Ängste zu artikulieren und ihnen das Gefühl geben, wahrgenommen zu werden. Mehr lesen

Unheilige Dreifaltigkeit

Unheilige Dreifaltigkeit

Nach seinem Ausflug in Steampunk und Blockbusterkino mit „Poor Things“ enfaltet Yorgos Lanthimos aktuelles Triptychon „Kinds of Kindness“ mit in Teilen identischer Besetzung eine Dreifaltigkeit aus Einsamkeit, Verlorenheit und falschem Glauben. Dabei kehrt der Regisseur, der einst die Greek Weird Wave mitbegründete, zu den Anfängen seines Schaffens zurück. Mehr lesen

Das zweite Buch: Deniz Ohdes „Ich stelle mich schlafend“

Das zweite Buch: Deniz Ohdes „Ich stelle mich schlafend“

Deniz Ohdes Erstling „Streulicht“ war das sprachlich starke Buch einer jungen Autorin, die sehr genaue Bilder für ihre Umwelt fand. Es erzählte die Geschichte einer Befreiung aus engen Verhältnissen durch Bildung. Über „Ich stelle mich schlafend“ sind die Rezensenten nun uneins. Dabei ist das Buch gerade in den Schmerzen, die es beim Lesen bereitet, eher noch stärker geworden. Mehr lesen

Wenn der Erzählfluss in der Wüste versiegt

Wenn der Erzählfluss in der Wüste versiegt

Faouzi Bensaïdis marokkanisches Roadmovie „Déserts – Für eine Handvoll Dirham“ beginnt als schwarzhumorige Satire und wandelt sich zum surrealen Western. Zwar findet die naturalistische Erzählung zweier Schuldeneintreiber im Pathos der Rachegeschichte des zweiten Teils ein Ende, doch auf dem Weg dorthin versiegt der Erzählfluss des Films, der ganz großes Kino sein will, in der Trockenheit der weiten Landschaft. Mehr lesen